Jetzt ist es tatsaechlich aus, und ich hab wieder mal fast nix mitgekriegt. Die Hitze ist moerderisch, aerger noch als in Rio. Es waren mehr Leute als 2003, und gewiss sind tausende Initiativen betreffs Weltverbesserung entstanden. Das ist gut so, nur hab ich wieder mal fast nix mitgekriegt, weil einfach alles viel zu schnell geht. José Saramago hat den Vorschlag fuer ein permanentes Weltsozialforum gemacht. Ob das das Gefuehl mindern wuerde, dauernd was zu versaeumen?
Gestern wurde Venezuelas Praesident Hugo Chávez frenetisch umjubelt. Nach der Enttaeuschung ueber die mangelnde Radikalitaet Lulas ist er der Star der lateinamerikanischen Linken, und er gefaellt sich in dieser Rolle. Der Mann ist allerdings tatsaechlich gut, macht unzaehlige pragmatische Vorschlaege (etwa fuer einen lateinamerikanischen Fernsehkanal als Gegengewicht zu den Konzernmedien) und hat ein gutes Gespuer fuer Zusammenhaenge. Und sein Auftreten ist wesentlich weniger machohaft als noch vor zwei Jahren.
Chávez hat es allerdings auch leichter als Lula: Die venezolanischen Erdoelreserven, von denen auch die USA abhaengen, geben ihm einen Handlungsspielraum, den er geschickt ausnuetzt, um soziale Fragen wie Landreform, Alphabetisierung und Gesundheitsversorgung voranzutreiben.