Ich gebe zu, ich hab mich nicht besonders intensiv damit beschäftigt, aber es ärgert mich ziemlich mit welchen Argumenten sich Leute aus meinem (politischen) Umfeld gegen das kommende Woche startende Volksbegehren gegen Kirchenprivilegien aussprechen. Deshalb möchte ich den von mir am häufigsten gehörten Argumenten hier in aller Kürze und Unvollständigkeit etwas entgegensetzen und zum Unterschreiben auffordern (mit den Argumenten katholischer Kreise setzt sich Mitinitiator Niko Alm hier auseinander):
1. Die Religionsfreiheit ist ein Grund- und Menschenrecht
Eben. Das Volksbegehren richtet sich NICHT gegen Kirchen, Religionen oder gar Gläubige, sondern gegen die Privilegien einzelner Kirchen – allen voran der römisch-katholischen. Das geht auf Kosten der Freiheit Anders- oder Nichtgläubiger. Weil nur wenn Angehörige egal welcher Religion und Konfessionsfreie vom Staat gleich behandelt werden diese Freiheit garantiert ist.
2. Aber viele der ProponentInnen sind AtheistInnen
Stimmt, auch ich habe keine lautstarke Unterstützung von Religionsangehörigen für die Trennung von Kirche und Staat und gegen Kirchenprivilegien vernommen. Schade eigentlich. Das ist ein bisschen so wie wenn das Frauenvolksbegehren vor 15 Jahren nur von Frauen initiiert worden wäre. Hoppala, das Frauenvolksbegehren wurde nur von Frauen initiiert, oder? Schade eigentlich! Deren Schuld? Vermutlich eher nicht. Ich hab’s, nona, unterschrieben.
3. Die ProponentInnen treten missionarisch, ja sogar mit religiösem Eifer auf.
Mal halblang. Dass jemand, der/die einen von ihm/ihr so empfundenen gesellschaftlichen Missstand mit einem gewissen Eifer und Einsatz bekämpft ist ja nix Schlechtes, oder? Mir ist aufgefallen, dass dieses Argument vor allem Leute – leider auch meines politischen Umfeldes – vorbringen, von denen ich mir durchaus mehr „Glaube“ an die Möglichkeit zur Veränderung, mehr Utopie, Mut und Überzeugungskraft wünschen würde.
4. Kirchliche Institutionen und religiöse Menschen engagieren sich so wie wir für soziale und menschenrechtliche Anliegen
Stimmt, und das ist ihnen hoch anzurechnen. Aber wenn sie gegenüber anderen Vereinen und Gruppen die das ebenso tun vom Staat – z.B. finanziell – besser gestellt werden geht das häufig auf deren Kosten. Oder glaubt ihr an wundersame Geldvermehrung? Warum also nicht gleichbehandeln?
5. Einzelne Forderungen des Volksbegehrens sind falsch oder überzogen
Mal ehrlich: Bei welchem Anliegen mit mehr als zwei Forderungen seid ihr mit allen hundertprozentig einverstanden? Wie oft habt ihr schon eine Partei gewählt wo ihr nicht mit dem kompletten Parteiprogramm einverstanden seid? Ich bin sogar Mandatar einer solchen! Es geht doch bitte in erster Linie um die grundsätzliche Kritik daran dass sich über die Jahrhunderte eine Macht etabliert hat, die demokratisch nicht legitimiert ist, die in vielen Bereichen gesellschaftlich bigott und rückständig ist, Menschenrechte (z.B. von Frauen & gleichgeschlechtlich Liebenden) mit Füßen tritt und trotzdem immer noch – gerade eben leider auch in diesen Bereichen – großen politischen Einfluss ausübt und auf unser aller Kosten gegenüber anderen Gruppen privilegiert ist. Das endlich einmal öffentlich infrage zu stellen, zu diskutieren und dann im Einzelnen über die jeweils gesellschaftlich beste Lösung nachzudenken, dazu kann dieses Volksbegehren beitragen. Nicht mehr und nicht weniger. Deshalb:
Du sollst hingehen!
Sehr gut, aber bitte gleich ein Volksbegehren gegen alle Religionsprivilegien, Sportprivilegien, Kulturprivilegien, Bildungsprivilegien, Sozialprivilegien…!
Warum sollen wir normalen Leute überhaupt die Interessen der Anderen mitfinanzieren???
Die sollen sich ihre Kirchen, Gedenkstätten, Stadien, Kultureinrichtungen, Universitäten, Museen, Galerien, Behinderteneinrichtungen… und was sie sonst noch alles brauchen bitte selbst finanzieren, wie komme ich denn als Steuerzahler dazu, den das alles nicht interessiert?
Genug gezahlt! Für die klare Trennung von Kirche, Sport, Kultur, Bildung, Sozialem und Staat!
Hallihallo,
ich kann die Anliegen des Kirchenvolksbegehrens gut nachvollziehen, besonders den lauten Ruf nach einem Bundesgesetz zur Aufklärung von kirchlichen Missbrauchs- und Gewaltverbrechen.
Doch beim ersten Teil der Forderung kann ich nicht mit…das basiert doch auf nicht vollständigen oder korrekten Wahrheiten!?
Das Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur distanziert sich klar von diesem Volksbegehren, es hält fest, dass die Trennung von Kirche und Staat seit 1919 besteht. (http://www.proreligion.at/proreligion/home/article/103927.html)
Was die Gelder angeht, kann man/frau das schon mit der Milchmädchenrechnung angehen, die im (übrigens voll genial gemachten) Film http://www.kirchen-privilegien.at/ vorgerechnet wird.
Wer mehr darüber wissen mag, kann auch mal hier nachlesen: http://www.kirchenzeitung.at/newsdetail/rubrik/ein-volksbegehren-im-wahrheitstest/.
Letztlich spart der Staat nämlich eine Menge Geld durch die Dienstleistungen der Katholischen Kirche in den Bereichen, die er nicht selbst anbieten muss, sondern wo er nur Gewährleistungsfunktion hat!
Somit ist es jedermanns/jederfraus eigene Entscheidung, ob er/sie unterschreibt oder nicht!
Viel Spaß beim Entscheiden und alles Liebe!
so ist es. meine stimme haben die.