Adolphe Onusumba, Präsident der Rebellenbewegung RCD (Kongolesische Sammlung für Demokratie) im Osten des Kongo, hofft auf Frieden und will seine Truppe in eine erfolgreiche politische Bewegung umwandeln – „so wie der ANC in Südafrika“
Der kongolesische Arzt Adolphe Onosumba Yemba wurde erst im vergangenen November an die Spitze der RCD, der von Ruanda unterstützten Rebellenbewegung berufen, die im Osten des Kongo ein Gebiet von der Größe Mitteleuropas besetzt hält. Der Rebellenchef hat allerdings gar nichts von einem Buschkämpfer. „Ich glaube nicht, dass Sie hier außer uns viele Rebellen mit Krawatte und Laptop finden werden“, lächelt der höfliche junge Mann. Der 34jährige spricht fließend Englisch und Französisch und fühlt sich auf dem politischen Parkett offensichtlich wohler als im Kampfanzug.
taz: Herr Präsident, wann gibt es Frieden im Kongo?
Adolphe Onusumba: Ich bin sehr optimistisch. Der politische Wille ist da. Drei Beispiele: Zu den letzten Verhandlungen in Lusaka fuhren wir ohne unseren Verbündeten Ruanda. Jean-Pierre Bemba [Chef der anderen kongolesischen Rebellenbewegung MLC, d. Red.] hat den Friedensplan endlich akzeptiert. Und Joseph Kabila hat den internationalen Kongo-Vermittler Ketumile Masire akzeptiert. Das ist ein Riesenerfolg. Ganz im Gegensatz zu Laurent Kabila meint der Sohn, dass vor dem innerkongolesischen Dialog keine Bedingungen mehr erfüllt werden müssen. Das hat den Weg für den Frieden geebnet.
Welche Rolle spielen die westlichen Länder bei den Friedensbemühungen?
Es ist kein Geheimnis, dass die Vereinigten Staaten heute die einzige Weltmacht sind. Sie sollen eine neutrale Rolle spielen, und das tun sie bisher auch. Auch wenn Kabila, dessen Macht nicht legitimiert ist, glaubt, er habe den Segen der USA.
Die USA haben ja bisher eher Ihren Verbündeten Ruanda unterstützt.
Wir selbst haben da keine Verbindungen. Wir spüren auch keinen Druck seitens der USA, auch nicht über unsere Verbündeten. Es gibt natürlich gewisse westliche Länder – entschuldigen Sie, dass ich keine Namen nenne -, die auf einer Seite aktiver sind als auf der anderen. Aber je mehr sich die innerkongolesischen Parteien einigen, desto weniger mischen sich diese Länder ein.
Was wird die Rolle der Rebellen in einem friedlichen Kongo sein? Ist Ihre Zeit dann vorbei?
Als Freiheitskämpfer müssen wir zeigen, dass wir Modelle haben, den Frieden im Land zu etablieren. Joseph Kabila vertritt einen Teil des Kongo, wir einen anderen. Und in dieser neuen Aufteilung müssen wir wie in jeder Demokratie für unsere politische Idee kämpfen, damit wir gewählt und legitimiert werden. Die RCD will dabei die zentrale politische Kraft werden – so wie der ANC in Südafrika.
Sie sehen sich also als künftiger Präsident des Kongo?
Wenn ich gewählt werde, ja. Ich glaube, dass ich die Fähigkeit, die Verpflichtung und eine starke Vision für dieses Land habe.
Bis jetzt hat sich die RCD nicht gerade durch die Wahrnehmung ziviler Aufgaben ausgezeichnet.
Mit dem Führungswechsel in der RCD [im November letzten Jahres, als Onusumba RCD-Präsident wurde, d. Red.] haben wir beschlossen, die Sozialfürsorge auszubauen und die Zivilbeamten zu bezahlen, was weder in Bembas noch Kabilas Gebiet je passiert ist. Eine andere Front ist die ökonomische und finanzielle. Wir versuchen, die Korruption zu bekämpfen und Investoren zu gewinnen. Der letzte Punkt ist der militärische: Wir brauchen eine nationale Armee, um die Menschen in diesem Land zu schützen.
Derzeit sind Ihre Truppen ja eher für die Verletzung von Menschenrechten bekannt.
Da gibt es sicher Kritik an unserer Bewegung. Es ist ja fast schon eine Tradition im Kongo, dass jene, die zum Heer gehen, Menschen ohne Moral sind. Sie betrachten die Armee als eine Art Flüchtlingslager, wo sie ihr schlechtes Verhalten ausleben können. Deshalb überreden wir heute bei der Rekrutierung die Eltern, uns ihre besterzogenen Kinder zu geben, damit man einmal stolz darauf sein kann, Soldat zu sein. Das ist der einzige Weg, wie wir Menschenrechtsverletzungen in der Armee bekämpfen können.
Die Krankenhäuser hier sind völlig unterversorgt: keine Medikamente, kein Material. Ist es nicht auch Ihre Aufgabe, dafür zu sorgen?
Was Sie hier in Goma gesehen haben, geht ja noch. Wenn Sie in andere Gegenden gehen, würden Sie gar nicht glauben, dass Menschen unter solchen Bedingungen überhaupt leben können. In der derzeitigen Situation ist das das Beste, was wir bieten können. Es ist sehr schwierig, einen Krieg zu finanzieren und auch noch auf solche Dinge zu achten. Aber wir versuchen unser Bestes.