weil ich die billigfluglinie airberlin wegen der verteilung von wixvorlagen an board kritisiert habe, hat mir nun der chefredakteur des aufklärerischen hochglanzmagazins playboy eine e-mail geschickt:
Lieber Klaus Werner-Lobo,
Sie haben Recht. Im Playboy sehen Sie nackte Frauen – wie übrigens auch in der Londoner Tate Gallery oder im Museum of Modern Arts. Und ich habe noch nie gehört, dass sich dort Besucher über Aktbilder beschweren würden – sei es als Gegenstand in der bildnerischen Kunst oder im Bereich der Fotografie. Man kann ein Bild als schön oder weniger schön empfinden – aber Nacktheit per se als diskriminierend zu betrachten, würde unsere Kunstgeschichte um einen wichtigen Gegenstand berauben. Wirklich frauenfeindlich finde ich eher jene Kulturen, die ihre Frauen unter den Schleier zwingen.
Nun gut, das ist natürlich Ansichtssache. Aber ein Magazin wie den Playboy als „Herren- “ (rund 15 Prozent der Käufer sind übrigens weiblich) oder noch schlimmer als „Sexmagazin“ zu bezeichnen, das ist schlichtweg falsch. Nur ein Beispiel: Wenn unsere Reporter über Al Basrah berichten – die größte Ölplattform im Persischen Golf – auf der die Feinde von gestern heute gemeinsam Wache schieben, die US-Marines Seite an Seite mit den ehemaligen Soldaten Saddam Husseins, dann ist das eine Geschichte, die auch den „Stern“ oder den „Spiegel“ schmücken würde. Das gilt im übrigen für viele unserer Geschichten – auch für den Report über die Monsterdroge Methamphetamin in dem von Ihnen zitierten Heft.
Wenn Sie Playboy lesen würden, würden Sie viele solcherThemen entdecken. Aber scheinbar halten Sie es ja lieber mit dem Máximo Líder Fidel Castro – auch wenn Kuba neben Nordkorea die Freiheit der Medien stärker unterdrückt als alle anderen Länder dieser Welt. Aber auch das ist natürlich Geschmackssache. Ich lebe nun mal lieber in einem Land, dass Freiheit definiert als die Freiheit des Andersdenkenden.
Insofern, danke für Ihre Kritik.
Herzlichst
Ihr Stefan Schmortte
Chefredakteur
Ich habe zurückgeschrieben:
lieber stefan schmorrte,
danke für ihre e-mail. ich habe allerdings mit keinem wort die abbildung nackter frauen in ihrem magazin kritisiert oder nacktheit per se als diskriminierend betrachtet. ich würde sogar jederzeit offensiv dafür eintreten, dass erwachsene menschen die freiheit haben sollen, sich nackt bzw. in aufreizenden posen fotografieren zu lassen oder sich an solchen abbildungen ästhetisch bzw. sexuell zu erbauen.
freiheit endet aber dort wo die freiheit anderer eingeschränkt wird. was ich airberlin – und nicht ihrem magazin – vorwerfe, ist die tatsache, dass die fluglinie z.b. alleinreisenden frauen, kindern und anderen fluggästen zumutet, diese abbildungen auch dann zu konsumieren, wenn sie sich dadurch gestört fühlen. oder im schlimmsten fall sogar neben jemandem zu sitzen zu kommen, der sich an solchen abbildungen aufgeilt. ich denke sie sind realistisch und feinfühlig genug um zu wissen dass eine solche situation für betroffene in jedem fall sehr unangenehm ist. und wenn nicht: warum wurde ich dann von der airberlin-mitarbeiterin aufgefordert, die playmate von der bordwand zu nehmen?
ps: übrigens halte ich es nicht mit fidel castro, ich halte aber auch nichts davon mit dem gesundheitszustand anderer billige späßchen zu treiben, auch wenn das journalistische flachwurzler wie die macher des airberlin-magazins tun.
mit herzlichen grüßen
klaus werner-lobo
übrigens: wer sich über das foto oben links wundert – das ist ausgleichende gerechtigkeit, künstlerische freiheit oder was immer man will…und würde durchaus auch den „stern“ oder den „spiegel“ schmücken…