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Weltsozialforum

Das Schlimme an solchen Veranstaltungen ist meistens, dass sie schon wieder zu Ende sind, wenn ich grade bemerkt habe dass sie begonnen haben. Viel zu viele Leute, viel zu viel Vielfalt, viel zu wenig Zeit.

Rund 200.000 Menschen demonstrieren und diskutieren hier in Porto Alegre fuer (Freiheit, Vielfalt, Gleichberechtigung, Solidaritaet) und gegen (Imperialismus, Sexismus, Rassismus, Ausbeutung, Privatisierung) alles andereweltmoegliche. Auch Praesident Lula schneit vorbei, vor zwei Jahren wurde er hier noch umjubelt. Heute reagieren die ForumsteilnehmerInnen kuehl bis ablehnend. Sie werfen ihm vor, seine Ideale den neoliberalen Sachzwaengen untergeordnet zu haben.

Vielleicht muss man das, wenn man „an der Macht“ ist. Vielleicht waere es besser, dafuer zu kaempfen, dass niemand an der Macht ist. Veranstaltungen wie das Weltsozialforum sollen es ja ermoeglichen, dass sich jeder und jede selbst repraesentieren kann. Das gelingt nur teilweise. Auf den Diskussionspodien sprechen grossteils weisse Maenner des gutgebildeten Mittelstandes darueber, wie man Armut und Elend bekaempfen soll. Arme und Elende sprechen dort nicht, Frauen und Marginalisierte sind unterrepraesentiert.

Eine Freundin aus Rio, die in der Favela lebt, sagte gestern zu mir, frustriert: „Ich komm mir so dumm vor, weil hier so viele gescheite Leute so gescheite Sachen sagen. Aber wenn diese Leute dann vom Kampf reden moechte ich aufstehen und sie fragen, ob sie wissen was kaempfen heisst. Ich wuerde sie gerne fragen, warum sie uns nicht zuhoeren, wir wissen naemlich was kaempfen heisst, wir kaempfen jeden Tag ums Ueberleben.“

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Arbeit und Kapital

Hey Leute, lest diesen Telepolis-Artikel. Eine übersichtliche, leicht verständliche – und etwas andere – Analyse des herrschenden Wirtschaftssystems:

In der öffentlichen Debatte um die (2. Welt-)Wirtschaftskrise wird meist von Lohnnebenkosten, zu hohen Personalkosten und allgemein zu teurer Arbeit gesprochen. Tabuisiert wird eine Debatte um die andere Seite dieser Medaille: die Kapitalkosten und Kapitaleinkommen. Jene stellen nicht nur die eigentliche Ursache der Wirtschaftskrise dar, sondern manifestieren zugleich eine gesellschaftlich legitimierte Art der Sklaverei, indem die Arbeits- und damit Lebenszeit der großen Masse der Bevölkerung in einer ungerechtfertigten Form einer vergleichsweise kleinen, aber vermögenden Minderheit zukommt. (weiter…)

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Erzrivalen

Im aktuellen profil erscheint ein Artikel von mir über einen deutschen und einen österreichischen Rohstoffhändler, die in der Demokratischen Republik Kongo um Schürfrechte kämpfen – mit allen Mitteln.

Der Krieg im Kongo hat rund fünf Millionen Menschenleben gekostet und ist damit der größte Krieg der Welt seit 1945. Laut UNO ging es um illegale Rohstoffausbeutung. Der Krieg ist offiziell zu Ende, das Sterben geht weiter. Und die beiden Streithanseln kommen mir vor wie die zwei verfeindeten Häuptlinge in „Asterix und der große Graben“, die am Schluss allein am Schlachtfeld aufeinander eindreschen und nicht merken, dass alle schon alle heimgegangen sind und ihre Wunden lecken.

Ich hab die in der Story beschriebenen Beteiligten in Afrika persönlich erlebt – völlig durchgeknallte Typen, die allesamt von einer Mission beseelt sind. Und weil Geld scheffeln als Mission nicht so viel hermacht, geben sie ihre kolonialistische Ausbeutung halt als Menschenfreundlichkeit aus. Aber das war ja schon in früheren Kolonialzeiten so.

Umso besser, dass Kinshasa jetzt draufgekommen ist, dass die KongolesInnen ihre Rohstoffe eigentlich für sich selbst beanspruchen könnten.

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Germanie

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sehr zu empfehlen: der germknödel auf der schlossalm in bad hofgastein. damit es nicht wieder heißt, hier wird immer nur schlecht über das land geredet.

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Dass man für einen internationalen führerschein die autolobby öamtc unterstützen muss ist ja schon widerlich. Aber dass die einen dann auch noch zum führer machen…

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Grüße aus der Heimat

Gestern hat die Drogenfraktion Amigos dos Amigos nach vierstündigem Kampf Rios Favela Vidigal erobert. Die Polizei fand am Morgen nur zerschossene Häuserfronten vor. Und jede Menge Granaten – made in Austria. Gut für die österreichische Wirtschaft, schlecht für die Mutter, die über der zerfetzten Leiche ihres Kindes zusammenbricht.

Österreich führt indes eine Asyldebatte. Die Regierung will das Land aus dem „Würgegriff der Fremden“ befreien, diese in „Sicherungshaft“ nehmen und dergleichen Nazisprech.

Nüchtern betrachtet geht es längst nicht mehr um die fehlende demokratische Moral einer faschistoiden Elite von Strasser über Berslusconi und Schily bis Bush. Auch nicht um den Prozentsatz von Habenichtsen in der Kriminalitätsstatistik. Die Eliten versuchen mit aller Macht den Krieg, den sie selbst gegen die Weltbevölkerungsmehrheit führen, vor der Haustüre zu halten. Das wird nicht gelingen, weil die Armen zwar immer ärmer, aber auch immer mehr und immer mobiler werden. Die mit Gewalt verdrängte Armut wird mit Gewalt eindringen. Und dann können sich Österreich & Co. ihre Granaten in den eigenen Arsch schieben.

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My neighborhood

ich les grad das sehr nette buch „aschermittwoch“ des sehr netten ethan hawke, als ich direkt vor meinem fenster zwei schüsse höre. schießereien hört man hier dauernd, aber normalerweise sind die weiter weg. ich steck also die nase aus dem fenster: die luft ist rein (damit das auch einmal gesagt ist). ich sehe einen mann den abhang runterrennen, und oben auf der straße leute. ich geh raus.

vor meiner tür liegt ein halbnackter typ am boden, bewacht von polizisten. er zittert am ganzen leib. „er hat einen gringo überfallen.“ der gringo ist ein deutscher tourist, der meine geile aussicht fotografieren wollte. alleine (was man nicht tun sollte). da sind zwei typen auf dem motorrad daher und wollten ihm den rucksack entreißen. er hat sich gewehrt (was man nicht tun sollte), zum glück waren die unbewaffnet und es kommt zum handgemenge, bis ein paar meiner nachbarn sich auf die typen stürzen. einer flüchtet, der andere wird festgehalten. die frau im morgenmantel von tür 101 schießt zweimal in die luft. unter der woche ist sie polizistin, wusst ich gar nicht. dann trifft die polizei ein.

ich hab die aussage des deutschen fürs protokoll übersetzt und mir gedacht ich hab eh ganz fitte nachbarn.

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