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Frankfurter Rundschau: „Aus Freude am Subversiven“

Die Frankfurter Rundschau hat mich für ihre Samstagsausgabe porträtiert:

Klaus Werner-Lobo
Aus Freude am Subversiven

Von Kathrin Hartmann

Vom Café aus schaut man über eine Piazza, eingerahmt von einem Parkdeck und Ikea. Das ist Europark, Salzburgs größtes Einkaufszentrum, 130 Läden, 300 Millionen Umsatz im Jahr. Klaus Werner-Lobo läuft entschlossenen Schritts über den Platz, der Wind spielt mit seiner Strubbelfrisur, man kann ihn schon von Weitem grinsen sehen. Er stellt seinen Koffer ab, sieht sich um und sagt: „Eh ein passender Rahmen.“

Werner-Lobo ist Journalist und Autor des Standardwerks der Globalisierungskritik: „Schwarzbuch Markenfirmen. Die Machenschaften der Weltkonzerne“. Das investigativ recherchierte Buch (mit Co-Autor Hans Weiss) belegt, dass der Profit von Konzernen, deren Produkte den Alltag westlicher Konsumenten bestimmen, auf Menschenrechtsverletzung und Umweltzerstörung gründet: Adidas, Aldi, Bayer, Coca Cola, Danone, H&M, Nestlé, Ikea, Shell und andere. Es erschien 2001; kurz zuvor war beim G-8-Gipfel in Genua der Demonstrant Carlo Giuliani von der Polizei erschossen worden. Das Buch, jüngst in sechster Auflage und zum vierten Mal aktualisiert erschienen, wurde mehr als 150.000 Mal verkauft.

Heute hat der Österreichische Gewerkschaftsbund den 43-Jährigen für einen Auftritt gebucht – im Theater im Einkaufsparadies. Später wird Werner-Lobo einen Schlapphut tragen und eine karierte Hose, die er sich bis fast unter die Achseln zieht: „Ich bin der Klaus. Und wie heißt´s ihr?“, wird er aus dem Lichtkegel fragen und Lacher ernten. Er wird nach einer albernen Tanzeinlage erklären, wie sich Ölkonzerne an den Bodenschätzen Nigerias bereichern, eines reichen Landes, in dem die Menschen in bitterer Armut leben. Und wie die Menschen in einem verzweifelten Kraftakt nach Europa fliehen und weggeschickt werden. „Das ist so, wie wenn ich zu meinem Nachbarn geh´, seinen Kühlschrank leer räume und mit seinem Bier eine Party mache. Und wenn mein Nachbar mitfeiern will, schmeiß´ ich ihn raus.“

Es ist nichts Wehleidiges in seiner Stimme, sondern Wut. Witz. Leidenschaft. Das Publikum, das er angriffslustig ansieht, weiß nicht recht: Darf man das lustig finden? Manche lachen verhalten. Für Werner-Lobo ein Erfolg: Er will keine Lachsalven, sondern Irritation. Er hat diese Dinge oft in ernsten Vorträgen erzählt. „Das ließ die Leute manchmal mit einem Ohnmachtsgefühl zurück, das ich doch bekämpfen will.“ Der Clown sei Sinnbild des Unperfekten: „Die eigene Lächerlichkeit zeigen baut Distanz ab. Sie sollen denken: Wenn der Trottel das kann, kann ich das auch.“ Darum geht es ihm: „Wer lacht, hat keine Angst. Wer keine Angst hat, ist gefährlich für jene, die mit ihrer enormen Wirtschaftsmacht die Welt beherrschen.“

Eigentlich, sagt er, hätten ihn Clowns nie interessiert. In Rio, wo er einige Zeit lebte, überzeugte ihn ein Interview mit einem politischen Clown: „Keine Figur verkörpert so sehr das Scheitern. Der glückliche Loser – der ist das Gegenteil unseres gesellschaftlichen Ideals, der widersetzt sich dem Wettbewerb, er ist subversiv.“

In Rio lernte der Österreicher die Schauspielerei und ließ sich zum Clown ausbilden, unter anderem bei Leo Bassi und Jango Edwards. Die Freude am Subversiven, die Wut auf die Mächtigen ist Werner-Lobos Antrieb. „Ich weiß, dass die Unternehmen Millionen verlieren, wenn ihr Image angekratzt ist. Das macht mir einen Riesenspaß, denen die Profite zu verhageln. Wie einem Kind, das eine Sandburg kaputt haut.“ Kein Konzern, dessen Machenschaften Klaus Werner-Lobo aufdeckte, hat ihn verklagt – aus Angst vor weiterem Imageverlust.

So irritiert und provoziert er auch im Alltag: Als die Erzdiözese Wien Hinweise zu einer Seligsprechung der österreichischen Kaiserin Zita sammelte, schrieb er den Kirchenmächtigen: Nach dreimaliger Anrufung Zitas habe sein von Verstopfung gequälter zwei Monate alter Sohn einen prächtigen Stuhlgang fabriziert – und erhielt prompt ein Dankesschreiben. Und als im März die SPÖ in Wien das Bettelverbot in der Innenstadt beschloss, organisierte er einen bunten Flashmob aus lauter Bettlern.

Klaus Werner-Lobos Auffassung von Widerstand und Humor stößt nicht nur auf Begeisterung. Globalisierungskritiker betitelten ihn als „Nestbeschmutzer“, sagt er: „Diese Überzeugung ,Wir sind die Guten – das hat schon sektenartige Züge. Davon lasse ich mich nicht vereinnahmen.“ Neuerdings kandidiert er aber, obwohl parteilos, für die Wiener Grünen. Deren Chefin Maria Vassilakou hatte eine Rede gehalten, nachdem ein Mann in Abschiebehaft gestorben war, eine kompromisslose, antirassistische, systemkritische Rede. „Da standen mir die Tränen in den Augen. Ich dachte, wenn die so was sagt, dann passt da einer wie ich auch dazu.“

Am Ende der Show verteilt Werner-Lobo Luftschlangen, die Stimmung ist gelöst, das Publikum jubelt. Draußen im Einkaufszentrum spielt eine spanische Folklore-Band. Menschen stehen drumherum, es ist kurz vor Ladenschluss, ihre Gesichter sehen erschöpft aus. Man möchte ihnen gern eine Luftschlange schenken.

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Die SPÖ Wien ist die Partei der MitläuferInnen

Wenn am 1. Juli tausende Menschen, denen die widerwärtige Asyl- und Migrationspolitik der österreichischen Bundesregierung stinkt, auf den Heldenplatz gehen, werden auch FunktionärInnen der Wiener SPÖ und ihrer Vorfeldorganisationen bei der Großdemonstration für Asyl und Bleiberecht mitlaufen. Das ist gut so. Denn es können gar nicht genug sein, die Fekter und Co. so lautstark wie möglich „Genug ist genug!“ entgegen brüllen.

bildschirmfoto-2010-06-25-um-104943Heute allerdings stimmte die Häupl-SPÖ im Wiener Landtag geschlossen GEGEN eine Resolution zum Bleiberecht der Familie Zogaj und anderer Betroffener, „da man das Urteil des Verfassungsgerichtshofes einhalten müsse.“ Also mit der selben feigen, menschenverachtenden Argumentation wie Fekter-Faymann. Das heißt: auch jene Abgeordneten, die an anderer Stelle gerne und oft Lippenbekenntnisse gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Rechtsextremismus abgeben, stimmten offenbar gegen ihr eigenes Gewissen. Und leisteten damit den Offenbarungseid, dass Parteiräson auch in der Wiener SPÖ vor Menschenrechte geht.

Fekter kann auf ihre MitläuferInnen zählen. Wenn dann nach der Wiener Wahl 10. Oktober der Häupl-Fekter-Kurs in den Koalitionsvertrag geschrieben wird, werden die Anti-Fekter- und Anti-Strache-DemonstrantInnen immer schon dagegen gewesen sein. Und beim nächsten Mal wieder mitlaufen.

Als die SPÖ gemeinsam mit ÖVP und FPÖ das widerwärtige Bettelverbot beschloss, meldete sich nur die Sozialistische Jugend öffentlich zu Wort. Alle anderen schwiegen, alle 55 SPÖ-Abgeordneten stimmten zu – obwohl viele von ihnen in privaten Gesprächen nach wie vor betonen, wie sehr dieses unmenschliche Gesetz ihrer inneren Überzeugung widerspräche. Am 1. Juli tritt das Bettelverbot übrigens in Kraft, und jedes einzelne Opfer sollte sich bei jeder/m einzelnen SozialdemokratIn für die Zerstörung seiner/ihrer ohnehin prekären Existenzgrundlage bedanken.

Genauso beharrlich schweigen auch jene zahlreichen SPÖ-FunktionärInnen, die (meiner Meinung nach zurecht) auf eine politische und moralische Erneuerung der Sozialdemokratie durch Rot-Grün hoffen. Sie beugen sich der, nein, sie exekutieren die von oben ausgegebene Parole: „Wir wollen die Absolute, über was anderes reden wir nicht“. Das mag wahltaktisch klug und der eigenen Parteikarriere nützlich sein, es beweist aber auch, dass eigenständiges öffentliches Denken und Handeln und Zivilcourage bei der SPÖ keinen Platz haben. Erstaunlicherweise halten sich nicht nur ParteikarrieristInnen daran, sondern auch so gut wie alle an der Basis, die ansonsten durchaus von idealistischen Motiven geleitet sind. Warum das so ist hab ich noch nicht durchschaut, aber es hat für mich was sektenartiges. Wer kann mir auch nur eineN Wiener SPÖ-FunktionärIn nennen, der oder die bereit ist, sich öffentlich für Rot-Grün und für einen Neuaufbruch in Wien auszusprechen?

Egal wohin: Die SPÖ Wien ist die Partei der MitläuferInnen. Und kaum eine/r von ihnen erkennt, wie gefährlich das ist.

Zum Abschluss empfehle ich diesen Kommentar von Robert Misik – und die Teilnahme an der Großdemo am 1. Juli!

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Gutes Leben – für alle!

Die Grüne Bildungswerkstatt hat für das Jahr 2010 einen Schwerpunkt ausgerufen, den ich als politisches Credo auch für die nächsten paar Jahrtausende hundertprozentig unterschreiben kann: Gutes Leben für alle!

Ich wurde gebeten, den ersten Kommentar dazu zu schreiben. Voilá:

Frei sein, und zwar von inneren und äußeren Zwängen, das wäre ein gutes Leben! Die Freiheit, zu kommen, zu gehen oder zu bleiben, egal wo, wie und mit wem zu leben, ohne die Freiheit oder Sicherheit anderer zu gefährden. Denn Freiheit braucht auch die Sicherheit, das eigene Leben ohne Bedrohung durch andere oder durch wirtschaftliche oder gesellschaftliche Zwänge gestalten zu können. Sie braucht Solidarität, Geschwisterlichkeit und den Respekt vor Vielfalt und Einzigartigkeit.

Freiheit bedeutet auch die aktive Überwindung von Grenzen – nicht nur der Grenzen zwischen Ländern oder sozialen Klassen, sondern auch der Grenzen im eigenen Kopf. Der Begrenztheit, die wir uns durch Erziehung, Bequemlichkeit und Ängstlichkeit auferlegen. Letztlich also die Überwindung der Angst schlechthin. Frei ist nur, wer die Angst verliert – auch die Angst vorm Verlieren.

Liberté, Égalité, Fraternité – die Parole der Französischen Revolution müsste auch heute noch zur  Maxime politischen Handelns erklärt werden, damit ein gutes Leben für alle möglich ist. Und es ist möglich, wenn wir nur wollen: Die Erde bietet nach Schätzung der Vereinten Nationen genügend Ressourcen für 12 Milliarden Menschen – also für fast doppelt so viele, wie derzeit auf ihr leben. Voraussetzung ist allerdings eine nachhaltigere Nutzung und gerechtere Verteilung dieser Reichtümer. Das heißt auch: die demokratische Teilhabe aller am Wohlstand der Welt und an der Gestaltung der Weltgesellschaft. Denn was vor 230 Jahren als nationalstaatlich gedachte, repräsentative Demokratie revolutionär war, muss heute auf globaler und lokaler Ebene weiterentwickelt  und mit partizipativen und direktdemokratischen Entscheidungsstrukturen ergänzt werden.

Erziehung, Schule, Wirtschaft und politische Institutionen müssen dafür solidarisches Verhalten vorleben und belohnen. Statt Konkurrenz und Ellbogentechnik werden in den Lehrplänen, bei der Vergabe öffentlicher Mittel und in der Gesetzgebung Großzügigkeit, Kreativität, Eigenverantwortung, ökologisches Bewusstsein, Respekt und Mitgefühl gefördert.

Lebenswichtige Bereiche müssen allen zur Verfügung stehen und werden von den NutzerInnen demokratisch mitgestaltet: Jeder Mensch muss Zugang zu Trinkwasser- und Gesundheitsversorgung, Bildung und Kultur, öffentlichen Räumen und Infrastruktur, Kommunikation, Information und Natur sowie das Recht auf eine Grundsicherung haben, die wiederum durch die Besteuerung hoher Vermögen und Einkommen und des Verbrauchs ökologischer Ressourcen finanziert wird. Als Ziel jeglicher wirtschaftlicher Tätigkeit muss das allgemeine Wohl, und nicht der maximale Gewinn von Einzelnen, definiert werden.

Dann ist ein gutes Leben für alle möglich. Aber es muss erkämpft und jenen abgerungen werden, die  Freiheit rauben, von Ungleichheit profitieren und zu Geschwisterlichkeit noch nicht bereit sind.

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Wien wieder Stadt der höchsten Lebensqualität – für Multis und SPÖ

Wien ist auch 2010 die Stadt mit der weltweit höchsten Lebensqualität. Zu diesem Schluss kommt die jährlich durchgeführte Mercer-Studie, für die 221 internationale Metropolen miteinander verglichen wurden. Befragt wurden bei der Studie allerdings nur: im Ausland tätige Geschäftsleute.

Das ist schön für sie und schön für multinationale Unternehmen, denen die Mercer-Studie bei der Standortbeurteilung helfen will: „Mercer conducts the ranking to help governments and multi-national companies compensate employees fairly when placing them on international assignments (…) As the world economy becomes more globalised, cities beyond the traditional financial centres are emerging as attractive places in which to expand or establish a business.“

Die politische Vertretung des multinationalen Big Business übernimmt die Wiener SPÖ und ihr Klubobmann Siegi Lindenmayr, der sich für die Ergebnisse des Multi-Rankings generös bei sich selbst bedankt:

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Dass die Wiener Stadtbevölkerung und MigrantInnen, die nicht für multinationale Konzerne arbeiten, nicht befragt wurden, interessiert die Elitenpartei SPÖ ebensowenig wie die Tatsache, dass Wien im Öko-Cityranking der Multis nur auf Platz 44 liegt.

Natürlich, für internationale ManagerInnen ist Wien eine der sichersten, saubersten und bestverwalteten Städte der Welt. Es kann ihnen relativ wurscht sein, dass die Treibhausgasemissionen in den letzten Jahren hier um 13,5 Prozent gestiegen (statt wie versprochen um 14% gesunken) sind, dass mehr als 200.000 Menschen in einer der reichsten Städte der Welt armutsgefährdet sind, hier 100.000 Kinder in Armut leben und dass Kinder von MigrantInnen, die nicht für Multis arbeiten, kaum Bildungs- und Aufstiegschancen haben. Und vielleicht ist es einigen von ihnen sogar ganz angenehm, wenn die SPÖ das Stadtbild von BettlerInnen und „Verwahrlosten“ säubert.

Es wird dringend Zeit, dass sich die Wiener Stadtpolitik auch um jene kümmert, die nicht in Mercer-Studien befragt werden.

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24 Stunden Comics gegen Rechts: Zeichnungen jetzt online

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Vorletztes Wochenende fand das erste Grüncamp-Projekt 24 Stunden Comics gegen Rechts statt (oben mein eigener, äh, Versuch – zum Vergrößern aufs Bild klicken).

Die ansonsten rundum fantastischen Ergebnisse – zum Teil vollständige, 24-seitige Comicgeschichten – sind nun hier und auf Flickr online.

Und wir machen gleich weiter: Kommende Woche findet das dritte und letzte Grüncamp zum Thema „Was kommt, wenn Grün kommt“ statt. Und bis September könnt ihr jeden Monat Eure eigenen Bilder beim Wettbewerb „Zeichnen gegen Rechts“ einreichen!

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Grüncamp #3 „Was kommt, wenn Grün kommt“

Kommende Woche findet das dritte und letzte Grüncamp statt – eine Veranstaltungsreihe und Vernetzungsplattform, bei der ihr eure Ideen zum Wiener Wahlkampf beitragen könnt.

grid_gruencamp_1Grüncamp #3 „Was kommt, wenn Grün kommt – Bilder und Geschichten für die Weltstadt Wien“

Wie sieht Wien – zum Beispiel im Jahr 2020 – aus, wenn die Grünen am 10.10.2010 erfolgreich aus der Wahl hervorgehen, Wien als Weltstadt gestalten und und womöglich sogar Regierungsverantwortung übernehmen wollen?

Wie können wir im nun anlaufenden Wahlkampf Bilder vermitteln, Geschichten erzählen und mithilfe neuer Medien, mit kreativen Aktionen und im direkten Kontakt mit Bürgerinnen und Bürgern unsere konkreten Visionen von sozialer Gerechtigkeit, ökologischer Nachhaltigkeit, Vielfalt, Weltoffenheit und Demokratie sichtbar machen?

Wien wird Klimaschutzhauptstadt Europas. Wien als Stadt ohne Armut. Wien als demokratisches Vorbild für die ganze Welt. Wie können wir dieses gemeinsame Ziel, diese Vision zeichnen, filmen, spielen, erzählen, um möglichst viele Menschen zu überzeugen, mit uns für dieses Ziel, diese Vision zu kämpfen?

Dafür brauchen wir am 29. Mai Eure Ideen und Euer Engagement. Dafür werden beim dritten und letzten Grüncamp die LandtagskandidatInnen Christoph Chorherr, Sabine Gretner und ich Inputs zu bereits umgesetzten und geplanten Projekten und Wahlkampfideen der Grünen Wien liefern. Wien gehört uns allen – und nur mit unserem gemeinsamen Engagement können wir die Weltstadt Wien gestalten.

Zeit: Samstag, 29. Mai 2010 von 13:30 bis 18:00
Ort: Grünes Haus, Lindengasse 40, 1070 Wien

Für Buffet und Kinderbetreuung wird gesorgt. Im Anschluss an die Veranstaltung: Gemütlicher Chill-out

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Wir geben der Sozialdemokratie ihre Seele zurück

Vor gut drei Wochen habe ich mich hier für eine Grün-Rote Regierung in Wien ausgesprochen. Im Falter und im Standard hat sich – für österreichische Verhältnisse ungewöhnlich mutig – auch Grün-Chefin Maria Vassilakou klar zu einer Koalition mit der SPÖ bekannt. Die Reaktionen darauf fielen überwiegend positiv aus. Rot-Grün wäre in Wien die mit Abstand beliebteste Regierungsform, in einer Standard-Umfrage wird sie sogar von 60 Prozent favorisiert.

Umso befremdlicher reagierte die Wiener SPÖ. Anstatt cool zu kontern: „Nein, wir wollen nicht Grün-Rot sondern Rot-Grün“ oder ehrlicherweise zuzugeben, dass – weil Raiffeisen und andere großindustrielle Freunde Häupls das so wünschen – längst Rot-Schwarz ausgedealt und unterschrieben ist, verstiegen sich die Partei-„Strategen“ in völlig abstruse Behauptungen: So drohe allen Ernstes eine „schwarzblaugrüne Chaoskoalition“, die aus purem Sozihass den roten Bürgermeister aus dem Amt hebeln wolle.

Entschuldigung, aber: Unklüger geht’s goa net. Nicht nur, dass Maria Vassilakou mehrfach und unzweideutig klargestellt hat: „Es gibt eine Kraft, mit der wir uns niemals vorstellen könnten, zusammenzuarbeiten, und das ist nun mal die FPÖ.“ Sondern auch weil jede/r (Noch-)SympathisantIn der SPÖ weiß, dass die Wiener Grünen als einzige Menschenrechtspartei never ever an den rechten Hetzern und Kellernazis auch nur anstreifen würden. Persönlich füge ich hinzu: Nur über meine Leiche. Und keine/r meiner Grünen KollegInnen würde es als Morddrohung auffassen wenn ich sage: Nur über die ihre!

Aus vielen (trotz allem) freundschaftlichen Gesprächen mit Wiener SozialdemokratInnen weiß ich nun, dass die Parteispitze mit diesem Wahnwitz bereits seit Monaten sowas wie parteiinterne Gehirnwäsche zu betreiben versucht. Als „Beleg“ wurde die Aussage eines FPÖlers (!) ins Treffen geführt, der gern gemeinsam mit Schwarz und Grün den Bürgermeister absägen würde. Na dann! Und weil’s den Grünen irgendwann zu fad geworden ist, jeden Rülpser jedes ang’rennten Efflers zu kommentieren, war der Beweis erbracht: Die Grünen wollen mit Strache! Eh kloa!

Vergangene Woche legten die roten Spinn-Doktoren noch eins drauf: Weil alle Oppositionsparteien eine Verpflichtungserklärung zugunsten eines minderheitenfreundlicheren Wahlrechts unterschrieben haben, ließ sich ein ansonsten eh netter SPÖ-Abgeordneter zu völlig vertrottelten Lügenbehauptungen und Photoshopmontagen unter der Gürtellinie hinreißen: „Ziel ist es, nach der Wahl ein Zweckbündnis einzugehen (…) Wien würde damit seinen Bürgermeister Häupl verlieren, eine Chaoskoalition aus schwarz und grün mit einer mögichen blauen Duldung oder gar einer blauen Regierunsbeteiligung wäre möglich. Barbara Rosenkranz als Wiener Kulturstadträtin will ich mir gar nicht vorstellen…“. Hämmhämm, räusperräusper.

Meine persönliche Meinung zur ominösen Verpflichtungserklärung: Ich halte es für völlig legitim, als Oppositionspartei gemeinsam mit den anderen Oppositionsparteien (die man sich bekanntlich nicht aussuchen kann) eine Reform im Sinne einer Demokratisierung des Wahlrechts anzustreben. Ich sehe keinen Sinn darin, nur weil die Rechten einmal recht haben, dagegen (und damit in der Sache falsch) zu stimmen. Und die SPÖ, die nicht nur auf Bundesebene (ohne Widerspruch der Wiener Abgeordneten) gemeinsam mit den Rechten rassistische Fremdenpakete beschließt und Kellernazis zu Nationalratspräsidenten macht, sondern auch in Wien mit FPÖ und ÖVP das menschenverachtende Bettelverbot und andere Grauslichkeiten durchsetzt, ist die letzte, die den Grünen hier Purismus abverlangen darf. Ich stimme mittlerweile aber auch mit Robert Misik, Susanne Zöhrer und vielen anderen überein, dass es rückblickend unnötig war, das ganze als Notariatsakt zu inszenieren. Die Message ist angekommen, wir sind kritik- und lernfähig.

So. Und für die Zukunft wünsch ich mir: Ein bisserl mehr Stil, ein bisserl mehr Intelligenz, und – hey, Freunde, es ist Wahlkampf! – ein bisserl mehr Sportsgeist und Eleganz. Wir wollen, liebe SozialdemokratInnen, mit euch Wien wieder zur Weltstadt machen und ihr solltet euch davor (weil ihr dafür viele Eurer Pfründe aufgeben müsst) ein bisserl, aber (weil wir nur gemeinsam ein gutes Leben für alle in dieser Stadt schaffen können) nicht allzusehr fürchten. Und natürlich werden wir uns gegenseitig in diesem Wahlkampf nix schenken und euch jeden einzelnen Fall vorhalten, in dem ihr Lebensperspektiven verbaut und öffentlichen Raum zerstört. Aber wir sollten uns alle miteinander bewusst sein dass das Publikum – zumindest unser gemeinsames Publikum (für diejenigen, die ihr in die Arme der Hetzer getrieben habt, mag anderes gelten) – ein Mindestmaß an Fair Play von uns erwartet.

Und nochwas, an jene linken oder liberalen SozialdemokratInnen, die immer von der notwendigen inneren Erneuerung der SPÖ reden: Ihr solltet Euch auf die Hinterfüße stellen, und zwar bald. Eure Chefs haben sich bereits auf Rot-Schwarz festgelegt. Dann kriegt ihr in Wien dasselbe wie im Bund: Raiffeisen, Privatisierungswahn, Neoliberalismus, Rassismus, Diskriminierung und Verfolgung von Minderheiten. More of the same halt. Das Bettelverbot sei euch eine Lehre. Das alles kriegt ihr nur weg, wenn ihr gemeinsam mit uns Grünen dagegen ankämpft. Wir stehen dafür bereit. Wir geben, wenn ihr so wollt, der Sozialdemokratie ihre Seele zurück.

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Mach mit beim Wettbewerb „Zeichnen gegen Rechts“!

1271451472795Am Wochenende fand das erste 24 Stunden Comics gegen Rechts statt – mit großem Erfolg (siehe Bildstrecke auf derstandard.at). Heute Abend findet um 19h in der „Fleischerei“ (Kirchengasse 44, 1070 Wien) die Vernissage der gezeichneten Bilder statt, die dort dann eine Woche hängen werden.

Und nun geht’s gleich weiter: mit dem Wettbewerb „Zeichnen gegen Rechts“.

Die Grünen Wien suchen persönliche Comics oder Bildgeschichten als kreative Antwort auf Ausgrenzung und/oder fremdenfeindliche Einstellungen im Wiener Alltag und als Antwort auf die Politik all jener Parteien, die Ängste der Bevölkerung instrumentalisieren und politisch nutzen.

Die eingereichten Comics werden nach der Einreichung hier im Web veröffentlicht und können dort angeschaut und zur Basis für einen lebendigen, alternativen Diskurs zur aktuellen österreichischen Politik werden.

Eine Auswahl der eingereichten Comics wird darüber hinaus über Gratispostkarten veröffentlicht. So gelangen spannende private Positionen – auch über den Rahmen des Wettbewerbs hinaus – an die Öffentlichkeit und können, über ganz Wien verteilt, als Gedankenanstoß und Diskussionsgrundlage wirken.

Comic

1 – 6 Panels / 1 Seite (vorzugsweise DIN Format)
egal welche Technik
Wien-Bezug ist vorteilhaft, aber keine Voraussetzung
Jede/r TeilnehmerIn kann mehrere Comics einreichen

Mit der Einreichung bestätigen die TeilnehmerInnen, dass sie alleinige UrheberInnen (aller Elemente) der eingereichten Arbeiten sind, bzw. dass sie – in nachweisbarer Form – über Einverständniserklärungen zur Nutzung, Veröffentlichung und Verwertung der Arbeiten bzw. aller Details der Arbeiten verfügen.

Einreichung

Bitte folgende Daten angeben:
Name, Geburtsdatum, Kontaktmöglichkeit (Telefonnummer, bzw. Post-/Email-Adresse)
Betreff: Zeich(n)en gegen rechts

  • Per Mail an zeichnengegenrechts@gruene.at, Arbeit als Attachment oder über einen Link (max 5 MB)
  • Per Post zHd. Christian Tesar, Landesbüro der Grünen Wien, Lindengasse 40, 1070 Wien, Kopie verkleinert auf A4 (Bitte keine Originale einschicken!)

Eingereichte Unterlagen werden nicht zurückgeschickt, können aber – nach Rücksprache – bis Ende 2010 abgeholt werden.

Die Grünen behalten sich vor, Einsendungen nicht hochzuladen, falls sie strafbare, rassistische, sexistische, diskriminierende, pornografische oder nationalsozialistische Inhalte befürworten.

Auswahlverfahren & Veröffentlichung

  • Die eingereichte Arbeiten werden auf dieser Website hochgeladen und sind dort einsehbar
  • Von Juni bis September 2010 werden pro Monat jeweils 1-2 Comics ausgewählt, die über Gratispostkarten veröffentlicht und verteilt werden (Auflage: 5000 Stk., Verteilung: 2-3 Wochen, Details zum Comic und zur/m KünstlerIn auf der Rückseite).
  • Ende September werden alle ausgewählten Originalarbeiten im Rahmen eines Events der Grünen Wien nochmals gezeigt.

Einreichfristen & Auswahl:

Einreichungen sind möglich ab dem 12. Mai bis 10. September 2010

Für die monatliche Auswahl werden von der Jury alle Arbeiten berücksichtigt, die bis zum 10. des jeweiligen Monats eingelangt sind. Auswahltermine: 11.06. / 11.07./ 11.08./ 11.09.2010.
Die KünstlerInnen werden (vorzugsweise per Email) von der Entscheidung verständigt

Nach der Verständigung müssen die KünstlerInnen ihre Arbeiten in ausreichender Qualität, Größe und Auflösung für den Druck zur Verfügung stellen
(Format: 148x105mm,- 300dpi).

Kontakt: zeichnengegenrechts@gruene.at

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News: Kommentar zu den Folgen der Ölkatastrophe

Für die heutige Ausgabe von News habe ich die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko und die Rolle der Erdölkonzerne kommentiert:

„Mein Vater ist auf einem Kamel geritten. Ich fahre ein Auto, mein Sohn fliegt mit dem Flugzeug, sein Sohn wird auf einem Kamel reiten.“ Dieses saudische Sprichwort könnte nach der Katastrophe im Golf von Mexiko nun schneller wahr werden. Das Erdölzeitalter neigt sich dem Ende zu – nicht weil kein Öl mehr da wäre, sondern weil die Restbestände nur mehr unter extrem hohem Aufwand, extrem hohen Kosten und Inkaufnahme von Kriegen und Umweltzerstörung zu fördern sind. Die Konzerne wissen das, doch ihre Profite sind ihnen wichtiger als das Überleben des Planeten. Der eigentliche Skandal ist, dass auch unsere Regierungen noch immer Steuermilliarden in Autos, Fluglinien und Straßenbau versenken.

Der komplette Umstieg auf erneuerbare Energieträger und Energiespartechnologien wäre längst möglich, hat aber aus Sicht der Profiteure und ihrer politischen Vertreter einen gravierenden Nachteil: Sonne, Wind und Wärmedämmung sind nicht monopolisierbar. Nur Großkonzerne können Tanker und Raffinerien betreiben. Für ein Windrad, eine Solaranlage oder ein Passivhaus braucht’s nur eine Handvoll Leute. Die Konzerne verlieren mit der Energiewende ihre Macht – zugunsten unserer Umwelt, unserer Zukunft und unserer Demokratie.

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