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Clowns

Nein, ich bin nicht Klaus Werner, CFO von T-Systems

Auch wenn ich keine Fragen zur Deutschen Telekom beantworten kann freue ich mich natürlich trotzdem über Ihren Besuch. Ich bin übrigens auch nicht der ehemalige AMS-Chef, kein Fraktionsvorsitzender der CDU, heiße vor allem nicht Klaus-Werner mit Vornamen und leider habe ich auch nicht mal einen der tollen Filme gemacht, die Klaus Werner für den WDR in Brasilien gedreht hat, auch wenn ich selbst lange dort gelebt habe und Journalismus im Bereich Menschenrechte mache. Trotzdem: Willkommen auf meiner Seite. (Wenn Sie übrigens von weltnachrichten.org oder clows.org hierher geleitet worden sind, nach Büchern wie dem Schwarzbuch Markenfirmen, Schwarzbuch Öl oder Uns gehört die Welt! gesucht haben, dann sind sie hier richtig: Ja, das bin ich. Sehr erfreut.)

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Die Aufräumerei

Heute mal etwas über indigene Clowns: Im Volk der Krahô im Nordwesten Brasiliens heißen sie Hotxuá und nehmen eine zentrale soziale Stellung ein, vergleichbar mit dem Schamanen: Letzterer heilt das Individuum, der Hotxuá jedoch die Gesellschaft, indem er durch den Bruch von Strukturen und Logiken die Menschen zum Lachen bringt. Ich hatte die Gelegenheit, in Rio den Hotxuá Ismael kennenzulernen und fragte ihn nach dem Ursprung seiner Tradition. Die Antwort habe ich nun übersetzt und gebe sie hier möglichst wortgetreu wieder. Damit sich jeder auskennt.

Ok, ich werde hier von den Hotxuá reden, vom Volk der Krahô. Also, der Hotxuá wurde vom Kürbis und vom Mais geboren. Weil die Kartoffel hat diese Aufräumerei gemacht. Aber vorher machten unsere Urgroßväter das Dorf klar und gingen weg; sie verließen das Dorf, alle miteinander. Ich weiß nicht wohin. Es blieb nur einer zurück, nur ein Haus. Also, die Kartoffeln die wir gepflanzt hatten, ließen wir zurück und sie blieben im Feld. Plötzlich stieg eine Kartoffel aus der Furche heraus und ging zum Dorf, um ihren Chef zu finden. Als sie im Dorf ankam war niemand mehr zu sehen. Aber sie wusste ja nicht, dass es noch einen in einem der Häuser gab. Sie ging zurück, und da sprach sie zu den anderen Kartoffeln die in den Furchen lagen, und zu den Kürbissen auch (weil im selben Feld waren alle beieinander): „Schaut, von denen die uns hier gepflanzt haben, auf diesem Feld, gibt es niemanden mehr im Dorf. Es gibt den Chef nicht mehr, niemanden mehr. Also, ich der ich eine Kartoffel bin, werde jetzt eine Aufräumerei im Dorf machen.“
Und so machten sie eine Aufräumerei. Die Kartoffel sprach also zum Kürbis: „Du bist Hotxuá. Und der Mais, du wirst auch ein Hotxuá.“ Und deshalb gibt es den gestreiften Mais den wir sehen: auf nur einem Kolben gibt es weiß, rot, schwarz, gibt es alle Farben. Der Kürbis machte es auf seine Art genauso, völlig gestreift. Die Kürbisse machten dieses Späßchen nicht mit, erst als es vorbei wäre sollte es soweit sein dass sie ihr Späßchen machen würden. Also ging die Kartoffel singend und spielend davon. Und der Kürbis schaute nur zu, schaute nur zu…bis die Kartoffel in der Mitte des Dorfes ankam, wo man diesen Hof macht damit sich die Einwohner treffen können, und dort blieb sie stehen. Da sagte der Kürbis folgendes: „Wir, nachdem wir ja Hotxuá sind, wir werden spielen und ihr werdet nur lachen, weil wir werden unser Späßchen machen.“ Jener der im Haus war erschrak, er war dort friedlich auf dem Bett gelegen und hörte nur die Musik der Aufräumerei. Als sie endete kam er heraus. Er ging langsam, und als er ankam…da erblickte ihn die Kartoffel: „Ah, wo warst du?“ – „Ich war hier im Haus.“ – „Also hast du die Aufräumerei gehört die wir gemacht haben, weil die anderen weggegangen sind. Dann ist es so: Du musst das auch machen, so wie wir es schon gemacht haben.“ Da hörte der andere zu, und er ging auch weg weil die Kartoffel, als sie die Aufräumerei gemacht hatte, alles auseinandergeworfen hatte damit er es um nichts in der Welt wieder zusammenfügen könne.
Jener der die Musik der Aufräumerein gehört hatte ging seinen Leuten nach und machte das Späßchen der anderen nach. Bis er im neuen Dorf ankam, das seine Leute schon aufgebaut hatten. Als er dort ankam, sprach er folgendes: „Schaut, ihr habt auf dem ganzen Feld Kartoffeln angebaut, aber sie haben die Aufräumerei gemacht und ich habe die Musik gehört die sie gemacht haben, ich habe alles gehört. Also werde ich es genauso machen wie sie, ich werde das jetzt auch machen, damit wir nicht die Kultur verlieren die sie uns überlassen haben.“
Eben, und seit damals geht die Nacht niemals zu Ende.

Und deswegen gibt auch Ismael die Kultur des Kartoffelfestes an seine Söhne und Neffen weiter. Das folgende Video zeigt ein Späßchen der Hotxuá bei ihrem Besuch des internationalen Clownfestivals Anjos do Picadeiro in Rio de Janeiro, Ismael kommt als Zweiter gleich zu Beginn ins Bild:

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Auftritt mit Leo Bassi

Fotos von Helge, mehr davon hier

der clown leo bassi hat in österreich sein stück „the revelation“ präsentiert. er greift darin unter anderem als papst verkleidet die monotheistischen religionen an und hat mich als priester engagiert, um ihm das wasser zu reichen, das er dann auf wundersame weise zu wein verwandeln wird. immerhin war ich mal ministrant!

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In Gott’s Nam

Ich habe hier bereits mehrfach über den Anarcho-Clown Leo Bassi berichtet, dessen religionskritisches Stück „La Revelación“ wütende Reaktionen katholischer Fundamentalisten – bis hin zum versuchten Terroranschlag – hervorgerufen hat. Das Video zeigt, mit welchem Eifer dieser Kreuzzug in Spanien geführt wird.

Leo Bassi geht mit der englischsprachigen Version seines Stücks (Auszüge siehe Video unten) heuer auf Deutschlandtournee und wird es am 16. und 17. Mai auch im Linzer Posthof und im Wiener Orpheum präsentieren – rechtzeitige Kartenreservierung empfohlen.

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Buchpräsentation mit Leo Bassi

ich habe hier schon ein paarmal über den radikalclown leo bassi geschrieben. gestern hatte ich die große ehre, gemeinsam mit leo bassi dessen neues buch „la revelación“ – eine scharfsinnige abrechnung mit den monotheistischen religionen – auf dem internationalen clownfestival festiclown in santiago de compostela zu präsentieren.

beim abendessen erzählte der 55jährige über seine schwierigkeiten, als spross einer traditionsreichen zirkusfamilie ein buch zu schreiben. er selbst habe seinem vater lesen und schreiben beigebracht, während sein onkel, der es als erfolgreicher clown zum multimillionär gebracht hat, analfabet geblieben sei. und laut bassis mutter schrieben nur „zivile“ bücher, zirkusmenschen niemals. „zivile“ haben nämlich nicht die die eier, von der manege oder bühne aus den menschen die dinge ins gesicht zu sagen.

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Das Unsichtbare dingfest gemacht

Im Tanzquartier Wien fand dieser Tage das Projekt Performing Rights Vienna statt, in dem internationale Künstler den Grenzbereich zwischen Kunst und politischem Aktivismus ausloteten und Beispiele kreativen Widerstands präsentierten. Ich habe hier bereits vor zwei Jahren über die Clown Rebel Army geschrieben. Nun hatte ich die Gelegenheit, an einem Workshop mit John Jordan, einem der Mitbegründer der Clownrebellen, teilzunehmen.

Creative Resistance und Rebelclowning versucht nicht nur, Poesie und Pragmatik, Ethik und Ästhetik zusammenzubringen, sondern auch die duale Logik gesellschaftlicher Ordnung (Polizei/Protestierer, Freund/Feind, Mann/Frau, Richtig/Falsch etc.) und hierarchische Muster zu durchbrechen und an deren Stelle lustvolle Aktionsformen zu setzen, die um nichts weniger effektiv sind (siehe etwa die erfolgreichen Cacerolazos in Argentinien).

Der Workshop sollte – nach Wünschen des Veranstalter – mit einem „Showing“ vor Publikum enden. Weil das aber erst wieder Klassisch Repräsentieren geheißen hätte, entschieden wir uns für einen anderen Weg. Im benachbarten Museum für Moderne Kunst wurde gerade die Ausstellung Die blaue Revolution von Yves Klein eröffnet. Motto: „Das Unsichtbare dingfest machen“. Sponsor dieser Ausstellung ist die Fluggesellschaft Air France, die regelmäßig Zwangsabschiebungen von Flüchtlingen durchführt. Der Konzern verdient an diesen Deportationen Unschuldiger, die immer wieder tödlich verlaufen. Wir entschieden uns daher gemeinsam mit unserem „Publikum“ für eine schnelle Intervention, druckten rasch Info-Flyer und begaben uns auf die Ausstellungseröffnung, wo wir uns „deportieren“ ließen. Ein detaillierter Bericht von Claus Pirschner ist auf FM4 nachzulesen.

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die kraft der angst

bei meinen recherchen über große clowns stoße ich hin und wieder auf große sätze. peter brook, der als großer regisseur und theatertheoretiker mit dem großen burkinabischen clown und griot sotigui kouyaté zusammengearbeitet hat (welcher im dezember zum internationalen clownfestival anjos do picadeiro nach rio kommt), sagt in einem interview mit dem tagesspiegel auf die frage: warum braucht der mensch rituale?:

„Ich weiß nicht, ob ich das beantworten kann. Nach meiner Erfahrung ist der kraftvollste und unbegreiflichste Fakt des menschlichen Lebens die Angst. Diese Angst ist so fordernd, dass sie ein Sicherheitsbedürfnis auslöst, das zur Bildung von Strukturen führt. Etwa die Tatsache, dass man politische Parteien ernst nimmt, dass man an Wahlen glaubt. All das sind Mittel, um der Furcht entgegenzutreten, der totalen Leere ins Auge zu sehen. (…) Die Leere, vor der man Angst hat, ist nur zu menschlich. Wenn man aber sieht, wie wahnsinnig schwierig das Leben ist und sich dessen bewusst ist, führt einen das zu etwas absolut Positivem. Wenn man den Mut aufbringt, alle Versicherungen und Beruhigungen loszulassen, gelangt man in den Bereich hinter allen Religionen. Dort lösen sich die Formen auf, und es bleibt die pure Leere. Was in dieser positiven Leere geschieht, kann man als Befreiung von der Zeit beschreiben.“

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Katholischer Bischof im Kreuzzug gegen Clown

Nach dem Mordversuch und mehreren Moddrohungen gegen den Anarchoclown Leo Bassi durch christliche Fundamentalisten legt die katholische Kirche Spaniens nun ein Schäuferl nach: In seiner Sonntagspredigt wütete der Erzbischof von Toledo, Antonio Cañizares, gegen den Künstler und bezeichnete dessen Aufführung „La Revelación“ als „wahrhafte Beleidigung der Kirche“ und „Attentat gegen die Religionsfreiheit“. Leo Bassi verteidigt in seinem Stück allerdings die Freiheit des Denkens und der Rationalität gegen die Macht der Kirchen, Sekten und Obskurantisten. Diese Macht demonstriete sich in Toledo erneut: Der Bürgermeister entzog dem Theaterfestival, in dessen Rahmen Bassi auftreten sollte, umgehend alle Subventionen.

In seiner heiligen Messe ermutigte der Erzbischof seine Schäfchen indessen zum Kreuzzug gegen den Clown: ohne den Respekt gegenüber dem „was uns am Heiligsten ist gibt es keinen Frieden“, sagte der Gottesmann.

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