bei meinen recherchen über große clowns stoße ich hin und wieder auf große sätze. peter brook, der als großer regisseur und theatertheoretiker mit dem großen burkinabischen clown und griot sotigui kouyaté zusammengearbeitet hat (welcher im dezember zum internationalen clownfestival anjos do picadeiro nach rio kommt), sagt in einem interview mit dem tagesspiegel auf die frage: warum braucht der mensch rituale?:
„Ich weiß nicht, ob ich das beantworten kann. Nach meiner Erfahrung ist der kraftvollste und unbegreiflichste Fakt des menschlichen Lebens die Angst. Diese Angst ist so fordernd, dass sie ein Sicherheitsbedürfnis auslöst, das zur Bildung von Strukturen führt. Etwa die Tatsache, dass man politische Parteien ernst nimmt, dass man an Wahlen glaubt. All das sind Mittel, um der Furcht entgegenzutreten, der totalen Leere ins Auge zu sehen. (…) Die Leere, vor der man Angst hat, ist nur zu menschlich. Wenn man aber sieht, wie wahnsinnig schwierig das Leben ist und sich dessen bewusst ist, führt einen das zu etwas absolut Positivem. Wenn man den Mut aufbringt, alle Versicherungen und Beruhigungen loszulassen, gelangt man in den Bereich hinter allen Religionen. Dort lösen sich die Formen auf, und es bleibt die pure Leere. Was in dieser positiven Leere geschieht, kann man als Befreiung von der Zeit beschreiben.“