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Liebe SPÖ! Wir wollen Grün-Rot, und was wollt ihr?

gruenewienlogospoe_logoMaria „vass we can!“ Vassilakou did it, und zwar im letzten Falter: Sie hat, und das ist in der österreichischen politischen Landschaft sechs Monate vor einer Wahl eine absolute Premiere, eine klare Koalitionsansage gemacht: „Österreich braucht endlich ein Gegenmodell zu Rot-Schwarz. Rot-Grün in Wien wäre so ein Neubeginn.“ Und weiter: „Wer jetzt Rot-Grün will, muss Grün wählen.“

Ja, ich will. Ich will Grün-Rot. Nicht weil ich die Wiener SPÖ so super finden würde. Im Gegenteil. Und noch weniger weil ich mir das Leben als Abgeordneter einer Regierungspartei so super vorstelle (im Gegenteil, das Leben als Minderheitspartei in einer Regierung mit der SPÖ ist wahrscheinlich wesentlich ungemütlicher als erste Reihe fußfrei auf der Oppositionsbank zu sitzen).

Sondern weil ich angetreten bin, um an einer Veränderung dieser Stadt mitzuwirken. Ich will, dass Wien – derzeit (auch dank der SPÖ) eine der reichsten, saubersten und bestverwalteten, aber auch eine der unfreundlichsten, grantigsten und engstirnigsten Metropolen des Planeten – eine demokratische, offene, lebendige und fröhliche Weltstadt wird, eine Stadt ohne Armut und ohne Hetze gegen Minderheiten, ein europaweites Vorbild in Sachen Klimaschutz, Chancengleichheit, Vielfalt und Demokratie.

Die SPÖ weiß, dass mit uns, den Grünen, Freunderlwirtschaft, Packelei und das Drüberfahren über Grund- und Minderheitenrechte nicht mehr gehen. Deswegen spekulieren Häupl und Co. für den wahrscheinlichen Fall des Verlustes der absoluten Mehrheit mit einer Schwarz-Roten Koalition, mit Nettig, Pröll und Raiffeisen. Sie fürchten sich sogar so vor Grün-Rot, dass sie wider besseres Wissen die absurdeste aller Lügengeschichten zu verbreiten versuchen: „FPÖ, ÖVP und Grüne packeln, um SPÖ-Bürgermeister zu verhindern!“ und eine „Chaos-Koalition“ zwischen (extremen) Rechten und Grünen an die Wand malen. Da kann man nur mehr mit Robert Misik fragen: „Wieso seids ihr eigentlich derart deppert?

Natürlich gibt es auch auf Grüner Seite Bedenken gegen Grün-Rot: Sollte man sich wirklich dieser verkrusteten, verwahrlosten SPÖ an die Brust werfen? Sollte man nicht lieber sagen „nicht mit DIESER SPÖ, sondern nur mit einer, die sich fundamental ändert?“

Dem halte ich entgegen: Eh klar. Aber:

  • DIESE, also  die verkrustete, verwahrloste Häupl-SPÖ will eh nicht mit uns, sondern mit den Schwarzen. Grün-Rot gibt’s nur, wenn die SPÖ soviel verliert, dass sie gegen 40 Prozent rutscht, und die Grünen deutlich zulegen. Denn nur dann werden jene Kräfte innerhalb der Wiener SPÖ, die ebenfalls Veränderung wollen (also die GUTE SPÖ) die Oberhand gewinnen. Das heißt: Auch SozialdemokratInnen, die Rot-Grün wollen, werden am 10. Oktober Grün wählen.
  • Und: Sollte es tatsächlich Grün-Rot geben, ergibt sich die die Veränderung der SPÖ von selbst. Denn nur dann – und das werden mir alle meine sozialdemokratischen FreundInnen bestätigen – setzen sich die GUTEN SP-ler in sozial-, umwelt-, demokratie- und grundrechtspolitischen Fragen gegen die Betonierer durch. Grauslichkeiten wie etwa das Bettelverbot, für das sich zahlreiche Rote ohnehin genieren, wären bei Grün-Rot undenkbar – nicht nur wegen der Grünen, sondern weil der rechtspopulistische Betoniererflügel der Altherren-SPÖ an Einfluss verlieren würde.

Deswegen – für Wien und für alle die in dieser Stadt gut leben wollen, aber nicht zuletzt auch für die Zukunft der Sozialdemokratie, will ich Grün-Rot. Und ich werde – unter anderem hier – das meine dazu beitragen, bis zur Wahl am 10. Oktober so etwas wie eine Grün-Rote Vision zu zeichnen. So, und weil’s so schön ist gleich nochmal, liebe SPÖ: Ja, ich will Grün-Rot. Und was wollt ihr?

Ja, ich will: Rot-Grün für Wien!

3 Kommentare zu „Liebe SPÖ! Wir wollen Grün-Rot, und was wollt ihr?“

  1. Pingback: Offener Brief an Peko Baxant « michael vaclav

  2. Ich will eine grüne Partei, die selbstbewusst auf eigenen Beinen steht und nicht ständig nach einem dicken Papi Ausschau hält, an den sie sich anlehnen kann.

    „Sie hat, und das ist in der österreichischen politischen Landschaft sechs Monate vor einer Wahl eine absolute Premiere, eine klare Koalitionsansage gemacht“ …

    Die „absolute Premiere“ besteht nur im frühen Zeitpunkt, ansonsten haben sich die Wiener Grünen noch jedesmal – nur halt eben später – als Steigbügelhalter der „MiaSanMia“-Partei angebiedert.
    Und sich damit selbst für überflüssig erklärt.

  3. Dominik Perlaki

    Lieber Klaus Werner Lobo!

    Was Sie da schreiben überzeugt mich nicht und würde mich, wenn ich SPÖ’ler wäre, abstoßen (dazu sei gesagt, dass ich Grün-Wähler bin und auch bei der Gemeinderatswahl mit großer Sicherheit Grün wählen werde).

    Ich persönlich will rot-grün für Wien (grün-rot ist schön gesagt, aber in der Demokratie muss man schon damit leben können, dass der deutlich größere Partner etwas dominiert – das ist halt ein Grundpfeiler unseres Systems). Dann liegt es aber auch an den Grünen, Kompromisse einzugehen. Was Sie die „gute SPÖ“ nennen, gibt es, so glaube ich, in diesem Sinne nicht. Stellen Sie sich vor, dass da Leute sind, die eh 100% mit den Grünen auf einer Linie und dementsprechend sehr SPÖ-kritisch sind, aber halt einfach so, ohne ernsthaften Grund bei der SPÖ sind? Klar, innerhlab der SPÖ gibt es Konflikte und vieles wird nicht von allen getragen, aber welcher SPÖ’ler wird sagen: „Super, ich gehör nicht zu den Verkrusteten, sondern zu den Guten!“. Wahrscheinlicher ist es, dass die SPÖ-affinen Leser dieses Textes, auch wenn sie eigentlich den Grünen zugeneigt sind, den Kopf schütteln und sich angegriffen fühlen – ganz zurecht.

    Wenn Sie sagen, Sie wollen grün-rot, dann müssen Sie auch versuchen, die SPÖ von dieser Option zu überzeugen. Stattdessen machen Sie ihnen Vorwürfe, behaupten ganz selbstverständlich, dass die SPÖ eh rot-grün nicht in Betracht zieht und verlangen praktisch, das rot-grün nur als grün mit roter Unterstützung funktionieren kann (umgekehrt soll es, meiner Meinung nach, natürlich auch nicht rot mit grüner Unterstützung sein). Der richtige Weg kann nur sein, eine Koalition anzustreben, in der man die Handschrift beider Parteien deutlich spürt – das gebietet unsere Form der Demokratie (damit will ich nicht sagen, dass die Grünen etwas mittragen sollten, was ihren Idealen 100%ig widerspricht).

    Außerdem finde ich, sollten Sie bedenken, dass wenn Ihr Wunsch in Erfüllung ginge und sich die SPÖ ganz den grünen Anliegen fügen würde, unmengen rote WählerInnen leider endgültig zur FPÖ abwandern würden, weil ihnen die Roten zu grün wären – es gäbe dann zwar eine besonders tolle Legislaturperiode, aber was käme danach, wenn sich rot-grün nichtmehr ausginge?

    mit freundlichen Grüßen,
    Dominik Perlaki

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